Eröffnung der Fotoausstellung: Wege aus der Depression

Chefarzt Rüdiger Reise, Bürgermeisterin Franziska Schwarz und Oberarzt Helmut Platte (v.l.) eröffnen die Ausstellung
Vom 11. August 2023 bis 05. September 2023 im Foyer der Paracelsus Roswitha-Klinik – Kunstwerke von Betroffenen – werktags in der Zeit von 11:30 – 18:00 Uhr für Besucher kostenlos zugänglich
Die Ausstellung „Wege aus der Depression“ ist am 11. August im Beisein von Bad Gandersheimer Bürgermeisterin Franziska Schwarz offiziell von Oberarzt Helmut Platte und Chefarzt Rüdiger Reise eröffnet worden. Sie zeigt Bilder von an Depression erkrankten Menschen und wird im Rahmen der Engagements für das „Bündnis gegen Depression in Südniedersachsen“ in der Paracelsus Roswitha- Klinik in Bad Gandersheim..
Seit 2011 reisen 17 Bilder aus Kreativwettbewerben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention quer durch Deutschland und kommen nun nach Bad Gandersheim. Bei Interesse einer Gruppe und Voranmeldung kann mit dem Besuch der Ausstellung eine Klinikführung verbunden werden.
Paracelsus Roswithaklinik – aktives Gründungsmitglied des „Bündnis gegen Depression in Südniedersachsen“
Die Klinik leistet mit akuten stationären Behandlungsmöglichkeiten einen Beitrag zur regionalen psychotherapeutischen Versorgung und aus ganz Deutschland kommen Patienten nach Bad Gandersheim, um hier eine psychosomatische Rehabilitation durchzuführen. Von den jährlich über 1600 Patienten in der Reha-Klinik leiden über zwei Drittel an, oft spät erkannten und oft nicht (ausreichend) behandelten Depressionen. Daher engagiert sich die Rehaklinik seit 2019 für die bessere Versorgung depressiv erkrankter Menschen und für Suizidprävention durch Aufklärung über das Krankheitsbild und Behandlungsmöglichkeiten.
Sie ist aktives Gründungsmitglied des „Bündnis gegen Depression in Südniedersachsen“. Mitarbeiter der Klinik führen, z. T. gemeinsam mit Kollegen anderer psychosozialer Institutionen der Region, Schulungen und Fortbildungen für Lehrer, Übungsleiter, Hausärzte und Berater durch, u. a. in Qualitätszirkeln, Sportvereinen, Schulen, Kirche und Jobcenter. Zahlreiche Menschen konnten zusätzlich durch Projekte (Wanderbank, Sonnenblumen/ Field for Hope u. a.) sowie Vorträge in Volkshochschulen, Filmvorführungen, Lesungen und öffentliche Veranstaltungen erreicht werden.
Hintergrund zur Ausstellung „Wege aus der Depression“
Seit 2011 schreibt die Stiftung Deutsche Depressionshilfe alle zwei Jahre im Rahmen des Deutschen Patientenkongresses Depression einen Foto- und Kreativwettbewerb aus. Ausgezeichnet wurden Bilder von Betroffenen und Angehörigen, die „Wege aus der Depression“ aufzeigen. Aufgrund des großen Zuspruchs, wurden 2011 erstmals einige Bilder der Wettbewerbe in einer Ausstellung gezeigt. Es Aktuell verleiht die Stiftung 17 Bilder der Jahre 2011, 2013 und 2015. Die Ausstellung zeichnet sich durch die Vielfältigkeit der Motivideen, die Qualität der Einreichungen, vor allem aber durch den tiefen Symbolwert der Bilder aus und sucht seinesgleichen.
Die Kunstwerke werden in Gesundheitsämtern, Praxen und Kliniken genauso wie bei Themenwochen rund um die Depression gezeigt. Sie laden zu Gedankenaustausch und Diskussion ein. Ob Fotografien, Malereien oder Grafiken: Die Künstler – oftmals selbst Betroffene oder Angehörige – teilen mit ihren Werken ihre eigenen Erfahrungen und Perspektiven auf die Erkrankung. Gleichzeitig machen Sie mit den selbstgeschriebenen Begleittexten auch anderen Mut, sich auf ihren eigenen Weg aus der Depression zu machen. Allen Künstlern ist es freigestellt, ob sie mit Namen und Wohnort genannt werden oder ob sie anonym bleiben wollen.
Depression kann jeden treffen
Insgesamt erkranken in Deutschland jedes Jahr ca. 5,3 Mio. Menschen an einer behandlungsbedürftigen Depression. Helmut Platte, Oberarzt in der Roswithaklinik und Sprecher des Arbeitskreises Bündnis gegen Depression im Sozialpsychiatrischen Verbund erklärt: „Eine Depression ist deutlich mehr als eine Störung der Befindlichkeit, wie z. B. eine depressive Verstimmung oder Trauer, die jeder kennt und die zum Leben dazu gehören. Um von einer echten Depression im medizinischen Sinn zu sprechen, müssen mehrere Krankheitszeichen über mindestens zwei Wochen vorliegen.
Dazu zählen Interessen- und Freudlosigkeit, ein permanentes Erschöpfungsgefühl, eine gedrückte Stimmung, die Neigung zu Schuldgefühlen, hartnäckige Schlaf- und Appetitstörungen und das Gefühl der Ausweglosigkeit.“ Bei verschiedenen Betroffenen könne sich die Depression unterschiedlich äußern, und nicht immer seien alle Symptome vorhanden. Depression habe viele Gesichter, sei jedoch mit ärztlicher Hilfe durch Psychotherapie und Medikation gut behandelbar. Grundsätzlich sei der Hausarzt der erste Ansprechpartner.
Abschließend lädt Platte nicht nur ein die Ausstellung in der Klinik zu besuchen, sondern sagt: „Betroffene, Angehörige und Interessierte sind zudem herzlich eingeladen, ihre Erfahrungen und Wünsche in den Arbeitskreis einzubringen, um gemeinsam mit den professionellen Helfern im Landkreis, die Aufklärung über Depression und die Versorgung depressiv erkrankter Menschen weiter zu verbessern.“
Bündnis gegen Depression in Südniedersachsen
Seit September 2019 gibt es in Südniedersachsen ein regionales Bündnis gegen Depression. Hier engagieren sich Institutionen und Kliniken, die Mitglieder der Sozialpsychiatrischen Verbünde, die Sozialpsychiatrischen Dienste sowie Selbsthilfegruppen, um gemeinsam Aufklärungsarbeit zu leisten.
Die Depression gehört zu den häufigsten und hinsichtlich ihrer Schwere am meisten unterschätzten Erkrankungen. Gemäß einer aktuellen Studie des Robert Koch-Instituts erkranken in Deutschland im Laufe eines Jahres 7,7 % der Bevölkerung an einer behandlungsbedürftigen Depression – das sind ca. 5 Millionen Bundesbürger. Depressionen stellen auch einen wesentlichen Risikofaktor für Suizide dar. Obwohl wirksame Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, erhalten nur etwa 10 % der betroffenen Patienten eine langfristig adäquate Behandlung.
Psychotherapeutische oder psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen, fällt vielen Menschen noch schwer. Häufig wird eine Depression nicht als Krankheit erkannt, sondern als persönliches Versagen oder Schuld empfunden. Die Aufklärungsarbeit des Bündnis gegen Depression in Südniedersachsen soll diesen Blick auf die Krankheit ändern.
Das „Deutsche Bündnis gegen Depression e.V.“ entstand im Rahmen des „Kompetenznetzes Depression, Suizidalität“ und wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert. Im Rahmen von regionalen Bündnissen gegen Depression wird versucht, durch gleichzeitige Intervention auf mehreren Ebenen die Versorgungssituation für depressiv erkrankte Menschen zu verbessern Arbeitsschwerpunkte sind Endstigmatisierung der Krankheit und der Erkrankten durch Aufklärung der Bevölkerung Fortbildung von Multiplikatoren (wie Polizisten, Lehrer, Seelsorger und andere) Ausbau von (Selbst-)hilfeangeboten Schulung der Hausärzte. red/ Fotos: FisWMG