Am Dienstag, 09.01.2018 wurde dem Göttinger Mediziner Dr. Thomas Suermann und dem ASC Göttingen während des Jahresempfanges der Stadtverwaltung der Initiativpreis der Susanne und Gerd Litfin Stiftung für das Bewegungsprojekt „Fit für Pisa“ verliehen. Mit dem Ziel mehr Sportstunden in die Grundschulen einzuführen, um die Gesundheit von Grundschülern zu erhalten und zu verbessern, ist das Projekt im Jahr 2002/2003 gestartet. Fit für Pisa wird über den ASC Göttingen mit einer halben Personalstelle koordiniert. Seit 2012 wurde das Projekt in „Fit für Pisa +“ modifiziert mit Modulen, wie Ernährungsbildung und eine stärkere Einbindung der Eltern. Im Jahr 2016 erhielt „Fit für Pisa +“ die Auszeichnung „Wir sind IN FORM“ und ist nun Teil von „IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung“. Aktuell nehmen elf Schulen mit 28 Klassen und fast 500 Schüler am Projekt teil. 

Die Projektidee

In den Jahren von 2003 – 2009 wurde in insgesamt 5 Göttinger Grundschulen das Bewegungsprojekt „fit für PISA“ umgesetzt. Dabei nahmen ca. 300 Kinder an einer täglichen Sportstunde während ihrer Grundschulzeit teil. Die Begleitevaluation zeigte, dass das Projekt organisatorisch ohne größere Probleme umsetzbar war. Effekte in Teilbereichen der motorischen Leistungsfähigkeit und bei der Stärkung des Selbstwertgefühls der Kinder bestätigten den Erfolg. Die Kinder nahmen mit großer Begeisterung am täglichen Schulsport teil. Mehr als 70 % waren zum Ende des Projektes Mitglieder in Göttinger Sportvereinen. Im Rahmen einer Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover wurde eine Evaluation zur Nachhaltigkeit des „fit für PISA“ Projektes durchgeführt. Es zeigte sich, dass die Interventionskinder auch nach 2 Jahren noch häufiger Mitglied in Sportvereinen, signifikant weniger Zeit vor dem Fernseher verbrachten und sich außerdem selbst als ausgeglichener und beweglicher wahrnahmen. Eltern sowie Lehrer berichteten über eine gesteigerte Freude der Kinder am Sport sowie eine erhöhte Motivation zum Freizeitsport und neuen Sportarten.

Das Projekt „fit für PISA Plus“

Das Projekt „fit für PISA Plus“ soll in Ganztagsgrundschulen in der Stadt und dem Landkreis Göttingen eingeführt werden und ist angelehnt an das Ursprungsprojekt „fit für PISA“ sowie das Erfolgskonzept „Gesund macht Schule“. Ziel des Projektes ist die Verbesserung der Gesundheit im Setting Schule (Bewegung, Ernährung, Arzt, Sozialverhalten). Die Betonung liegt auf einer langfristigen Verhaltensmodifikation.

Modul Bewegung und Sport

Die teilnehmenden Schulen verpflichten sich obligatorisch pro Woche mindestens 2 zusätzliche Sport- oder Bewegungseinheiten in den Schulvormittag zu implementieren. Dazu können externe Sportübungsleiter oder Betreuungskräfte eingesetzt werden.

Modul Essen und Ernährung

Im Rahmen des Ernährungsmoduls erhalten die Schüler/innen 2 Einzel- und 2 Doppelstunden pro Halbjahr zu verschiedenen Ernährungsthemen wie Lebens-mittelgruppen, Sinnesorgane, Küchenhygiene und sicheres Schneiden. Weiterhin nehmen die Kinder an praktischen Kocheinheiten teil und bereiten einfache Gerichte und Getränke zu. Der Fokus liegt vor allem auf einer praktischen und spielerischen Umsetzung. Die Durchführung erfolgt mit ausgebildetem Personal (Oecotrophologen), das von den Lehrern unterstützt wird.

Modul Patenarzt

Jede Klasse wird von einem Patenarzt betreut. Der Arzt wird 2x pro Schulhalbjahr zu den Kindern in die Schule kommen und Themen wie „Der menschliche Körper“ und „Beim Arzt“ erläutern. Außerdem wird der Patenarzt 1-2 Elternabende zu verschiedenen Gesundheitsthemen gemeinsam mit den Lehrern anbieten.

Modul Soziale Kompetenzen und ehrenamtliches Engagement

Die Kinder sollen lernen, sich eigenverantwortlich zu engagieren und erhalten An-leitung in verschiedenen sozialen Bereichen aktiv zu werden. Diese Bereiche können Ämter wie Klassensprecher, Pausenhelfer, Streitschlichter etc. sein. Ziel des Moduls soll es sein, den Kindern Schlüsselqualifikationen der sozialen Kompetenz (Kommunikationsfähigkeit, Konfliktfähigkeit etc.) zu vermitteln und Persönlichkeitseigenschaften (Zuverlässigkeit, Ausdauer usw.) zu fördern. Auch hier werden externe Helfer (Freiwilligendienste) zu verschiedenen Themen in die Schule kommen.

Projektbeginn und Evaluation

Das Projekt „fit für PISA Plus“ startete im Schuljahr 2012/2013 in 4-6 Ganztagsgrundschulen. Im ersten Projektjahr verpflichteten sich die Teilnehmer aus Schule und Projektteam an einer gemeinsamen Prozessevaluation teilzunehmen. Dabei wurde geprüft, ob die Module effektiv und durchführbar waren. Es sollten Einstellungen, Meinungen und Kritik der Lehrer und Projektpartner zusammengetragen und ausgewertet werden. Bei Bedarf wurden die Inhalte angepasst, verändert bzw. erweitert. Außerdem sollte das erste Projektjahr dazu dienen, das Projekt „fit für PISA Plus“ bekannt zu machen. Es sollten weitere Schulen/Klassen gewonnen werden, die dann ab dem Folgeschuljahr 2013/2014 die Projektidee umsetzen würden. Mit Beginn des Schuljahres 2013/2014 sollten motorische Tests, Gesundheitschecks der Kinder, Befragungen der Kinder und Eltern zum Ernährungs-verhalten und Wissen, Erhebungen der familiären Anamnese als weitere Evaluation ergänzt werden Mittlerweile sei ein Nachhaltigkeitseffekt zu verspüren betont Dr. Suermann. Es habe nur positive Resonanz gegeben. Besonders erfreulich sei dass sich der Landkreis mit mehreren Grundschulen an dem Projekt beteiligen möchte.